Der Artikel im Houzy Magazin vom 03.02.2022 enthält zwar viele gute Informationen zum Thema, geht aber auf die zentralen Probleme des Fensterersatzes nur ungenügend ein. In meiner Praxis als Baurechtsanwalt häufen sich die Fälle, in welchen der „Durchzug“ trotz neuer Fenster stärker ist als vorher, es kommt plötzlich zu Feuchtigkeitsschäden oder die Fenster müssen, weil schlecht geplant, bei einer späteren Fassaden- oder Storensanierung wieder herausgerissen werden. Um solche Probleme zu vermeiden sind folgende Punkte zu beachten:
- Bevor Fenster ersetzt werden, sollte durch einen versierten Architekten (mit Einbezug eines Bauphysikers) ein Gesamtkonzept erstellt werden, unter Einbezug der gesamten Gebäudehülle (Fassaden, Dach, Storen, Fenster/Türen, beheizte/unbeheizte Räume, Wärmeverteilung, Energieerzeugung).
- Danach benötigt man eine Planung, in welcher die einzelnen Massnahmen aufeinander abgestimmt werden. In dieser Phase sollte auch bereits der GEAK erstellt werden, zur Abklärung, welche Fördergelder bei welchen Massnahmen möglich sind. Wenn mehrere Massnahmen (auch gestaffelt) durchgeführt werden, gibt es nämlich unter Umständen auch für den Fensterersatz Fördergelder.
- Die billigste Art Fenster zu ersetzen sind sog. „Renovationsfenster“. Dabei werden die alten Fenster herausgerissen und die neuen eingesetzt. Meistens gibt es dabei Lücken, welche nur ungenügend abgedichtet werden. Was nützt es, Fenster mit einem U-Wert 0.5 und weniger einzusetzen, wenn die warme Luft zwischen Rahmen und Fassade oder durch die Storenkasten entweicht oder im Sommer eindringt? Wenn sich die warme Luft abkühlt, kann Kondenswasser entstehen und es beginnt in der Wohnung zu schimmeln. Da Fensterbauer vielfach keine Abdichtungs-Profis sind, empfiehlt es sich, die Abdichtung durch eine Spezialfirma vornehmen zu lassen. Diese kontrolliert gleichzeitig, ob die Fenster richtig eingesetzt sind.
- Wenn die Fenster/Türen vor der Fassadenrenovation ersetzt werden, müssen die Abstände für eine spätere Dämmung (aussen oder innen) berücksichtigt werden.
- Da Kunststoff schneller altert, sind nach nach heutigem Stand der Technik Holz/Metall-Fenster bauphysikalisch am nachhaltigsten. Die Mehrkosten sind unter Berücksichtigung
der Lebensdauer gering. Besonders ärgerlich ist es, wenn Schäden kurz nach Ablauf der Verjährungsfrist eintreten. Diese endet meistens nach 5 Jahren.
Ganz so locker wie im Bericht dargestellt, ist ein Fenster/Türen-Ersatz eben doch nicht. Auch wenn die Erstellung eines Gesamtkonzeptes und der Beizug eines Bauphysikers etwas kosten, lohnt sich dieser Aufwand. Es ist zumindest günstiger und Nerven schonender, als später Schadenersatz über ein Gericht einzufordern.