Hauskauf unter Zeitdruck

Hallo zusammen
Ich bin neu hier und hätte eine Frage. Wie entscheidet man sich für einen Hauskauf? Nimmt man die Immobilie wenn vieles stimmt oder wartet man zu, auf eine Immobilie bei der noch mehr stimmt?
Situation: 2 Erwachsene, 2 Kinder 1 und 4 Jahre. Wohnort Kleinstadt.
Wir sind vor 4 Jahren hergezogn und jetzt wollen wir nicht mehr weg. Immobilien sind hier für 5.5Zi Häuser ab 1.3 Mio. nach Oben offen. Dann auch nicht Neubauten und renovationsbedürftig. Aufs Land ziehen können wir uns nicht vorstellen. Nach einigen Hausbesichtigungen haben wir endlich etwas gefunden was bezahlbar ist. Nur: es sind 4.5 Zi, Ausnützungsiffer erreicht daher kann nicht angebaut werden. Es muss kernsaniert werden, was uns nicht abschreckt und finanzierbar ist. Es hat keinen Parkplatz. Im Keller kann ein Raum umgenutzt werden, was uns ein Zimmer mehr verschafft. Wir haben Freunde die in dieser Strasse ein solches Haus umgebaut haben. Das Resultat ist riesig. Es war das erste Objekt, wo wir sofort vom Bauchgefühl her gesagt haben, das ist es. Etwas klein aber ev gewöhnt man sich daran. Wir mögen es gross, hell und mit viel Stauraum. Nur können wir uns unsere Bedürfnisse/Träume hier nicht finanzieren.
Dieses Objekt kann unserer Vorstellung sehr nahe kommen. Nun machen die Verkäufer grossen Druck. Bei angeblich über 60 Interessenten ist der Schnellere der Geschwindere. Sie haben uns eine Reservation angeboten. Am Tel. hiess es, 10‘000/12‘000 Franken. Nun wollen sie 20‘000.-. Wenn man aussteigt, gibt es keine Rückzahlung. Wir wollen das Haus unbedingt von einem Sachverständigen prüfen lassen. Nun fürchten wir, bis diese Analyse steht, ist das Haus weg. Der niedrige Pris ist einmalig in diesem Städtchen. Trotzdem sind 20‘000.- plus der Preis für eine Analyse viel Geld. Wenn der Sachverständige der Meinung ist -Finger weg - sind auch 20‘000.- weg.
Was ist eure Meinung/Erfahrung zu diesem Thema? Sollen wir einfach zugreifen, das Geld riskieren oder in unserem Tempo machen, Analyse und wenn weg dann Pech, es kommt was Besserers?
Ich bin gespannt auf Kommentare.

Hallo Isabelle

Meine Frau und ich haben in den letzten 30 Jahren schon 4 mal ein Haus gekauft oder gebaut und auch wieder verkauft. Und daher kennen wir Dein Problemstellung.

Unsere Erfahrung: wenn ein Haus oder ein Grundstück zu einem guten Preis angeboten wird, dann musst Du sehr schnell entscheiden, sonst ist es weg! Den Entscheid musst Du innerhalb von 3-5 Tagen fällen können. Wenn es nach 2 Wochen noch auf dem Markt ist, dann ist der Preis zu hoch oder es stimmt sonst etwas nicht.

Um schnell entscheiden zu können braucht es 4 Voraussetzungen:

  1. Ihr müsst den Markt „checken“. D.h. viele (mind. 5) ähnliche Objekte anschauen und detailliert vergleichen. Das gibt euch einen Vergleich, ob bei einem Objekt der Preis und Angebot stimmt.
  2. Wenn Ihr selbst über zu wenig Expertise verfügt, dann müsst Ihr euch einen Bauexperten organisieren. Das müsst Ihr machen bevor Ihr das Wunsch-Objekt gefunden habt, sonst verliert Ihr zu viel Zeit. Und ja, dass kostet Geld, ist aber immer noch günstiger als die 20K Reservation in den Sand zu setzen. Der 2. Termin, mit dem Experten sollte innerhalb 2-3 Tage nach dem 1. Termin erfolgen und dann schnell entscheiden.
  3. Die Finanzierung durch die Bank müsst Ihr vorher vorbereiten.
  4. Es braucht etwas Mut.

Ich wünsche Euch viel Erfolg!

Gruss Juerg

Hallo

Druck mit der Reservation machen, ist für mich ein kleines Warnsignal. Insbesondere den Preis der Anzahlung erhöhen. Über die Aussage der vielen Interessenten ist ein Fragezeichen zu setzen. Dies kann wahr sein wie auch unwahr.

Grundsätzlich ist es rechtlich nicht korrekt, das Geld einzubehalten bei Rücktritt. Rechtlich und korrekt können nur die effektiven Kosten verrechnet werden.

Was würde ich machen:

  • Variante 1: Reservationsvertrag mit CHF 10‘000 oder evtl. mehr mit einer Rücktrittsklausel bei versteckten Mängeln > 30‘000, durch Sachverständigen xx erstellt, innerhalb 10 Tagen Rücktritt, CHF 2‘000 als Schadenersatz

  • Variante 2: Mit Architekt und Besitzer durchs Haus laufen und danach je nach Infos Reservationsvertrag unterschreiben (evtl. HEV fragen für Adresse)

  • Variante 3: externe Schätzung machen lassen, Kosten CHF 2‘000, mit Verkäufer Schätzer definieren auf Zustand Fokus legen. Wenn Schätzwert 10% und mehr Abweichung nach unten Ausstieg ohne Kosten. Entschädigung Schätzung zur Verfügung stellen.

  • Variante 4: GEAK plus machen lassen, Sanierungskosten etc.

  • Variante 5: Hausbank anfragen, Einschätzung Preis und Zustand, sowie Finanzierungszusage

  • Variante 6: Verzicht

  • Evtl. Kombination der Varianten

Aufgrund Baujahr, Baumaterialien und getätigte Renovationen sowie Fotos sollten typische Probleme erkennbar sein. Was kostet das Objekt Ortschaft, Baujahr, m3? Was soll gemacht werden, eure Kostenaufstellung geschätzt. Aufgrund dieser Aussagen könnte auch mehr konkrete Hilfestellungen gegeben werden.

Liebe Grüsse
Lu

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Unte den geschilderten Umständen würde ich die Finger davon lassen; die Erhöhung des Reservationsbetrsags allein ist schon sehr suspekt.
Dann fehlt auch eine Garage oder Abstellplatz für einen Wagen (wenn ich richtig gelesen habe).
Roger

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Schwierig das eine richtige Empfehlung zu geben. Man weiss nicht in welchem Ort, wieviel das Haus im Vergleich zur Referenz kosten soll, wieviel ihr für Renovierung/Sanierung einplanen wollt und ob da paar Tausend Franken mehr kritisch sind oder nicht.
Am Ende hängt es halt von eurer Risikofreude ab. Wenn ihr entscheidungsfreudig seid, könnt ihr Glück haben und bisschen sparen aber auch Pech haben und Dinge übersehen haben und drauflegen.
Wenn es eins der ersten Häuser ist die ihr anschaut: Weitersuchen. Ihr bekommt mit der Zeit ein besseres Bauchgefühl was was wert ist, was gewisse Themen kosten etc.
Ich selbst bin auch eher von der vorsichtigen Sorte, hab paar Jahre gesucht und die Vorstellungen haben sich auf mein Budget hin entwickelt. Aber ein Schnäppchen haben wir sicherlich am Ende nicht gemacht (und gibt es von Maklern offiziell ausgeschrieben auch nur sehr selten)

Hallo Isabelle
Wir werden mittelfristig (dieses Jahr noch) unser eigenes Haus verkaufen.
Unnötig Druck auf einen potenziellen Käufer auszuüben, ist bei uns nicht drin.
Es muss beiderseitig stimmig sein, wie wir finden - zumal es sich um ein Minergie-P/A-Eco-Haus im Berner Mittelland handelt und nicht um irgendein konventionelles Haus.
Und ja, wenn sich mehrere Kaufwillige melden, bei denen für uns der Verkauf stimmig erscheint, dann entsteht automatisch ein gewisser Druck. Der lässt sich wohl einfach nicht vermeiden.
Das Bauchgefühl sagt einem etwas zur Stimmigkeit - aber nicht zu den eventuell versteckten oder anzunehmenden Investitionen / Kosten, die auf einen zukommen. Die müssen selbstverständlich einkalkuliert werden können, wenn sie auch vielleicht nicht sofort anfallen.
Den Wert eines Hauses zu bestimmen, ist nicht ganz einfach. Denn zum rein materiellen Wert kommen noch ganz andere Werte hinzu. Lage, Nachbarschaft, Anbindung an Strassen und ÖV, Besonnung, Luftqualität, EMF-Belastung und nicht zuletzt auch die individuell gespürte Stimmigkeit sind wichtige Werte bei der Beurteilung einer Liegenschaft.
Mit den Verkäufern in ein vertrauensvolles, ehrliches und wohlwollendes Gespräch zu kommen, ist sicherlich eine gute Voraussetzung für einen Hauskauf.
Ich nehme an, deine Familie ist derzeit zur Miete. Also habt ihr keinen Zeitdruck, es sei denn, ihr müsst aus eurer Mietwohnung raus (oder habt euer eigenes Haus per Datum X verkauft). Lasst euch nicht unter Druck setzen, sucht das Gespräch, wenn euch das Objekt wirklich interessiert. Falls der Verkäufer hierzu kein Interesse zeigen sollte, dann nehmt schliesslich das „Bauchgefühl“ zu Hilfe: Ist es wirklich das, was wir wollen, suchen und brauchen?
Mit lieben Grüssen,
Ingrid

Hallo zusammen
Ja, manchmal muss es schnell gehen… machmal gibt es Druck….
Meine Erfahrung und Fazit nach 2 Immobilienkäufen:

  • Toplagen Seesicht Immobilie: Mobimo hat ohne Reservation 3 Wochen für uns „reserviert“ weil das Gefühl gut war (wir hatten in der entscheidenden Phase grad Ferien gebucht). Fazit: hat sich für beide Partner ausbezahlt.

  • EFH eher ländlich, 2 Wochen ohne Reservation „reserviert“. Viele Interessenten, aber Vertrauensbeziehung zum Makler aufgebaut, weil alles mit der Bank bzgl. Budget geklärt war.

Also, Vertrauen und Gefühl müssen beidseitig stimmen.

Unter Druck würde ich NIE eine so grosse Investition tätigen und etwas Unvorteilhaftes unterschreiben. Das ist nicht seriös.

Oder bucht jemand ein Hotelzimmer, nur weil die Buchungsplattform gerade sagt, 10 andere buchen auch gerade, es sind nur noch 2 übrig??? Alles nur „Verknappung“ des Angebots…

Klar, man muss mit einem nein dann halt weglaufen können. Aber hey, es gibt immer wieder neue Immobilien auf dem Markt. Und als Familie mit bereits organisierter Finanzierung ist man oft im Vorteil.

Wir haben uns ca 13 Häuser angeschaut, bis wir zugeschlagen haben, gibt einem Vergleichbarkeit (Kriterien via Exceltabelle und Bewertung).

Viel Erfolg